Mein Körper, meine Entscheidung!
- Unknown Diarie
- 25. Apr.
- 4 Min. Lesezeit
Liebes Tagebuch,
im letzten Jahr hatte ich mit meiner besten Freundin eine interessante bzw. spannende Unterhaltung.

Meine beste Freundin hat eine Partnerin bzw. sind beide bereits verheiratet. Die Frau meiner besten Freundin mag eigentlich keine Tattoos. Bei Piercings bin ich mir gerade nicht zu 100% sicher, aber sie steht mehr auf den natürlich Typ Frau. Wenig bzw. keine Schminke, keine flippigen bunten Haare und ein legerer bzw. gemütlicher Kleidungsstil.
Als die Zwei sich kennenlernten hatte meine beste Freundin 4 Tattoos und keine Piercings. Sie hatte zwar auch mal eine Phase, wo sie mehr geschminkt war, aber ansonsten war sie schon immer der natürlichere Typ. Heute, ca. 6 Jahre später, hat sie 2 weitere Ohrlöcher und ein Nasenpiercing. Statt der damals 4 Tattoos schmücken mittlerweile weitere 10 Tattoos ihren Körper.
Als wir im letzten Jahr einen Kurztrip zusammen verbracht haben, erzählte sie mir, was sie noch an Tattoos geplant hat. Das warf meinerseits irgendwann die Frage auf, wie ihre Frau das findet. Im Zuge dessen erwähnte sie auch, dass ihre Frau mal die Frage stellte, wie viele Tattoos sie noch haben wollte. Der Standpunkt meiner besten Freundin war klar: Ihr Körper, ihre Entscheidung!
In meinen Augen ist das genau die richtige Antwort gewesen. Selbstbewusst, stark, straight… . Und obwohl ich genau derselben Meinung war, weil ich auch niemanden vorher Fragen wollen würde, wenn ich plane, etwas an mir zu verändern, ratterte es dennoch in meinem Kopf. Ich stellte mir die Frage, ob das nicht zu simpel gedacht ist, gerade in Bezug auf eine Partnerschaft. Und ich stellte nicht nur mir die Frage, sondern auch ihr.
Mir ist bewusst, dass es auf die inneren Werte im Leben bei einem Menschen ankommt. Das finde ich auch gut. Sehr gut, sogar! Lernen sich zwei Menschen in jungen Jahren kennen und einer der beiden ist sportlich und schlank und später vielleicht mit einem Wohlstandsbäuchlein gezeichnet, rennen die Menschen deswegen nicht auseinander. Zumindest die meisten nicht, würde ich behaupten. Und wenn es jemand tut, würde er vermutlich einen Stempel mit dem Wort ‚oberflächlich‘ aufgedrückt bekommen. Auch manche Frauen sehen nach einer Schwangerschaft nicht mehr so aus, wie vorher und da meine ich nicht ausschließlich das Gewicht, sondern eben beispielsweise Schwangerschaftsstreifen, die eben nie wieder weg gehen.
Aber spielt die Optik dann gar keine Rolle mehr? Oder sieht man dann einfach darüber hinweg, weil man sich für jemanden entschieden hat? Vielleicht bekommt man auch einen anderen Bezug zu den Dingen? Vielleicht toleriert man sie (mehr), einfach weil der andere das mag und es zum Wohlbefinden und Glücklich sein beiträgt?
Ich kann das irgendwie schwer für mich greifen. Ich selbst hatte bisher keine Beziehung die länger als 4 Jahre andauerte. Und in meinen Beziehungen haben sich die Typen meist auch kaum verändert. Ich musste bisher also nicht über etwas hinweg ‚sehen‘. Altern war in meinen Beziehungen bisher auch kein Thema, weil wir einfach noch jung waren und der Alterungsprozess eben jetzt erst anfängt. Aber ja…der Körper verändert sich auch im Alter, wo man gegen das eine oder andere nichts tun kann und der Partner es nehmen muss, wie es kommt. Nur vielleicht fällt es an der Stelle nicht so auf, weil man sich jeden Tag sieht und vielleicht auch nicht mehr so genau hinsieht? Hm…
Vielleicht ist das mit den Tattoos auch zu hoch gegriffen oder ein schlechtes Beispiel, aber irgendwie trägt es in meinem Kopf schon zur Ästhetik von jemanden bei. Ich mag z.B. etliche Piercings gepaart mit Tattoos im Gesicht nicht. Wenn ich mir jetzt vorstelle, dass mein Lieblingsmensch irgendwann auf die Idee käme, sich mehrere Piercings im Gesicht und am besten noch ein Tattoo stechen zu lassen, hätte ich Sorge, dass ich meinen Lieblingsmenschen mit ‚anderen‘ Augen betrachte. Körper und Gesicht sind vielleicht auch noch mal 2 unterschiedliche Paar Schuhe. Der Körper ist schon vermehrt auch mit Kleidung bedeckt, dass Gesicht hingegen nicht. Ich schaue jemandem immer zuerst ins Gesicht. Ok – Der Vergleich hinkt wohl etwas.
Ich werde einfach irgendwie das Gefühl nicht los, dass körperliche Veränderungen auch Auswirkungen auf die Attraktivität des anderen haben. Vielleicht nur am Anfang und nicht dauerhaft, aber irgendwie schon – oder?
Vielleicht noch ein anderes Beispiel: So lange ich denken kann, bin ich eigentlich durch und durch eine Blondine. Aber natürlich hatte auch ich schon das Bedürfnis nach Veränderung und so kam es, dass ich in einer kurzen Phase meines Lebens mal braune Haare hatte. Klar hatte sich irgendwann jeder daran gewöhnt und dennoch kann ich heute rückwirkend sagen, dass es so viele gab, die mir immer wieder gesagt haben, dass mir blond einfach besser steht. Im letzten Jahr sagte ich zu meinem Friseur, dass ich gern noch etwas heller wäre. Als ich danach auf der Arbeit war, sprachen mich so viele an und sagten mir, dass das super aussieht. Anfang dieses Jahres hatte ich mal wieder ein kurzes Flitzchen, weswegen ich mir den Ansatz beim Friseur dunkler tönen ließ. Kaum einer sagte was oder ich wurde lediglich gefragt, warum ich die Haare dunkler trug. Klar, es muss niemand was sagen und es kann auch Zufall gewesen sein, dass keiner was gesagt hat. Ich bin mir jedoch sicher, dass es vielen nicht gefallen hat und sie stattdessen einfach lieber nichts sagten.
Egal wie klein die Veränderung ist, glaube ich, dass es dazu beiträgt, ob man in den Augen eines anderen an Attraktivität gewinnt oder nicht. Aber ja, ich muss auch zugeben, dass man sich an gewisse Dinge gewöhnt und manchmal sogar so sehr, dass sie nicht wieder wegzudenken sind. Kann man diese Frage überhaupt eindeutig beantworten? Hat sich jemand anderes darüber auch schon mal den Kopf zermartert? Vielleicht bin ich komisch. :D
Meine beste Freundin hat nach dieser Thematik ihre Frau mal gefragt, ob ihre Tattoos Einfluss auf die Attraktivität in den Augen ihrer Frau auf sie haben. Ihre Frau hat ‚Nein‘ gesagt. Ein Glück, schließlich möchte ich mit so einem Thema nicht schuld sein, am besten noch eine Diskussion erzeugt zu haben.